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Lebensfreude pur

Überzeugt hat das Trio „Tango Trasit“ beim Konzert auf der Fürther Studiobühne. Foto: Evi Church

Konzert: Tango Transit begeistert die Gäste der Fürther Studiobühne – Martin Wagner zaubert auf dem Akkordeon.

Erst schlenderten sie Eis essend durch Fürth, dann mischten sie ein größeres Wohnzimmer auf – die drei Herren in schwarz.

Erst schlenderten sie Eis essend durch Fürth, dann mischten sie ein größeres Wohnzimmer auf – die drei Herren in schwarz. Die gute Stube hatte Mathias Dörsam in Fürth zur Verfügung gestellt, für den Klangrausch sorgte Tango Transit – ein „Trio furioso“. Was die 70 Besucher in der Studiobühne an musikalischer Finesse und technischem Können am Sonntag in gut zweimal 45 Minuten serviert bekamen, ist nur schwer in Worte zu fassen. Und doch gelang es einem Zuhörer vor der zweiten Zugabe unnachahmlich: „Noch mal alles von vorn“, rief er unter begeistertem Beifall. Der Frankfurter Martin Wagner komponiert und arrangiert die Stücke und zaubert am Akkordeon, Hanns Höhn spielt den so nie gehörten Kontrabass, und Andreas Neubauer entlockt dem Schlagzeug das Letzte. Seit 2008 gibt es die ersten Tango Transit-Aufnahmen; seitdem tritt das Trio rund 60 Mal im Jahr auf. In Fürth gaben die Tango-Ekstatiker ihrem Freund Mattel und dessen Gästen zum ersten Mal die Ehre. Tango im Namen des Trios ist die gedankliche Brücke zu Expressivität, Melancholie, Ekstase, Dynamik und Bewegung. Das Trio transportiert die Grundidee des Tangos um Klassik und Jazz und weitere Elemente wie Funk und Drum in die Moderne. Das ist Musik ohne Zeit und Raum, diese Spielfreude kann „gefährlich“ werden.

Ob beim einleitenden „Busy waiting“ oder bei der dreisätzigen Suite mit den „Hummelflug“-Passagen des Akkordeons, ob bei „Fat Cat“, wo Wagners Katze „Socke“ mit Schnurrlauten, Katzenbuckel oder durch Präsentation ihres Hinterteils dem Meister beim Komponieren zeigte, was ihr miss- oder gefiel, oder beim abschließenden „Blut” von der neuen CD – das Trio spielt sich förmlich in einen Rausch. So setzen sie, oft alle drei mit geschlossenen Augen und dann wieder hellwach und den Schalk im Nacken, den geschriebenen Noten mit meisterlichen Improvisationen noch eins drauf . Dies gelingt, wenn das Publikum „mitgeht”, weiß Wagner.
In der Fahrenbacher Straße war dies der Fall. Das haben die Odenwälder mit den Fans dieses „Trio furioso” gemein: mal stockt einfach nur der Atem, dann gibt es rhythmisches Mitklatschen, Tanzbewegungen wechseln sich mit purem Staunen über die unglaublichen Soli des Akkordeons, des Kontrabasses und des Schlagzeugs ab. Das ist Musik der Extraklasse, das ist musikalische Lebensfreude pur.
So konnte das begeisterte Publikum den finalen Hinweis Wagners als Conférencier, wenn sie die letzte Zugabe schneller spielten, könne noch das Ende des „Tatorts” gesehen werden, nur als schlechten Scherz empfinden. Doch den konnte der Meister sich nach diesem Konzert erlauben. Tango Transit war vor der Sommerpause der Studiobühne ein fulminanter Höhepunkt für Mattel Dörsam und seine Gäste. Zum Schluss gab es handsignierte CDs des „Trio furioso”.